Wie auch ihr sicherlich gehört oder gelesen habt, ist der Yellowstone Nationalpark mit seiner Natur und den Tieren, die man in freier Wildbahn erleben kann, eines der Highlights in den USA. Daher stand es außer Frage, dass dieser unser nächstes Ziel auf dem Weg an die Westküste sein sollte. Allerdings stellten wir bei unserer Recherche wieder einmal fest, dass es auf der Strecke zwischen Badlands und Yellowstone bzw. wenn man einen kleinen Umweg in Kauf nimmt, weitere tolle Highlights zu bestaunen / erleben gibt. Folglich legten wir bis zum Yellowstone NP zwei weitere Stopps ein, die uns wohl immer in Erinnerung bleiben werden.
Über den Devil‘s Tower zum Bighorn National Forest
So folgten wir von Sturgis zunächst dem Freeway 34 nach Norden, wo wir die Grenze zwischen South Dakota und Wyoming passierten. Natürlich durfte hier, wie ihr oben sehen könnt, ein kurzer Foto-Halt nicht fehlen. 😉
Anschließend ging es auf dem Freeway 24 weiter bis zum Devil‘s Tower National Monument – Amerika’s allererstem National Monument, das 1906 von Theodore Roosevelt dazu ernannt wurde. An diesem Berg aus Vulkangestein, der sich 265 Meter über sein Umland erhebt und einen Durchmesser von ca. 150 Meter besitzt, drehte Steven Spielberg 1977 das Finale seines Films „Unheimliche Begegnung der dritten Art“. Als Fan der Romanreihe „Die Sieben Schwestern“ von Lucinda Riley finde ich jedoch die Rolle des Berges in der Mythologie der indigenen Völker viel spannender. Einer Sage zufolge entstand der Berg, um sieben Mädchen – die Plejaden – vor Bären zu schützen. Aber lest selbst:
Hört sich das nicht einfach nur toll an? 🤩 Es lohnt sich auf jeden Fall sich in der Schlange zum Parkplatz des National Monuments anzustellen und Fotos von Nahem zu machen. Und wer Zeit und Lust hat, kann hier natürlich auch wandern gehen.
Offroad um Sheridan
Nachdem wir an der Devil‘s Tower Trading Post eine kurze Trinkpause eingelegt haben, fuhren wir bei schönstem Wetter weiter Richtung Westen. Doch nach Gilette hat uns das Wetter doch noch einen Strich durch unsere Planung gezogen. Eigentlich wollten wir die Interstates möglichst meiden; aufgrund des aufziehenden Regens und des extremen Windes entschieden wir uns trotz Umweg doch der Interstate 90 über Buffalo bis zu unserem Ziel, dem KOA Campground in Sheridan, zu folgen.
Sheridan ist ein idealer Ausgangspunkt für Ausflüge in den Bighorn National Forest. Nach etwas Recherche und der Besorgung von Bärenspray (das wir notfalls auch bei der Begegnung mit einem der dort vorkommenden Pumas einzusetzen gedachten) machten wir uns am nächsten Tag auf zu einer ganztägigen Offroad-Tour. Von Sheridan aus fuhren wir am Big Horn vorbei zur Red Grade Road. Auch wenn diese unbefestigte Straße anfangs ziemlich steil und ausgefahren ist (und zwischdrin extra gewässert wird), führt sie nach wenigen Meilen auf einem schönen, breiten Schotterweg quer durch den Nationalforst. Eine sehr schöne Tour, auf der man nur wenigen Fahrzeugen begegnet und somit die Natur vollkommen genießen kann. Zur Info: Zu meiner Erleichterung sind wir keinem Bären oder Puma begegnet.
Um gegen Ende der Red Grade Road wieder auf eine asphaltierte Straße, den Highway 14, zu kommen, bogen wir einmal links ab und landeten nach einer Sperrung auf einem „richtigen“ Offroad-Pfad durch den Wald – ganz nach Michas Geschmack, d.h. mit Spurrillen, Gesteinsbrocken, Baumwurzeln, etc. Außer uns fuhren da nur zwei Quads, die sich mit ihren vier Rädern wesentlich leichter taten als wir. Das dachte sich auch Gisi nach einer etwas steileren Kurve und legte sich auf halber Strecke erstmal hin, um ein kurzes Päuschen zu machen. 😉 Gott sei Dank hat sie sich (diesmal) nichts dabei getan.
Nachdem wir Gisi wieder aufgeholfen haben, fuhr Gernot den Rest der Strecke vor. So legten wir diese zwar ohne weitere Zwischenfälle erfolgreich zurück, waren aber (vor allem ich) doch schon ganz schön erschöpft von so viel unwegsamem Gelände. Also legten wir beim Verlassen des Waldes eine längere Pause ein und genossen den Ausblick in der Sonne.
Stolz, diese Strecke geschafft zu haben, machten wir uns schließlich auf dem Highway 14 wieder auf den Rückweg zu unserem Campingplatz. Nach nur wenigen Meilen auf dem Highway wurden wir mit dem Anblick eines Elchs belohnt, der auf einer Wiese sein Abendessen genoss. 🤩
Eine ganz eigene, „wilde“ Welt in Buffalo Bill’s Cody
Nach unserem tollen Offroad-Ausflug nahmen wir den Bighorn Scenic Byway. Dabei ging es erneut über den Highway 14 von Sheridan erst zur Burgess Junction. Eine wundervolle kurvige Bergstrecke mit tollen Aussichtspunkten und noch beeindruckender mit Gesteinsschichten, die über 3 Milliarden Jahre alt sind und damit zu den ältesten der Welt zählen. Einfach unheimlich beeindruckend!
An der Burgess Junction führt der Highway 14 dann Richtung Süden entlang des Shell Canyons. Ebenfalls eine kurvenreiche Strecke in einer atemberaubenden Naturkulisse (v.a. am westlichen Ende; GoPro anschalten nicht vergessen 😉). Für Motorradfahrer eine tolle Straße, auf der man unbedingt am Shell Falls einen Halt einlegen sollte.
In Cody angekommen, waren wir beide etwas überrascht: Mit dem wilden Westen hatten wir hier so gar nicht gerechnet. 🤭 Kaum dass wir unser Zelt auf dem Cody KOA Holiday Campground aufgebaut und uns etwas frisch gemacht hatten, ging es auch schon im Shuttle Bus zu unserer ersten Wild-West-Erfahrung: dem Cody Stampede Rodeo.
Auch wenn es sehr interessant war, eine solch typisch amerikanisches Sport-Show einmal live zu erleben, war es doch auch etwas skurril. Zum einen ist es beeindruckend, wie sich junge Männer (kaum älter als 16) auf derart störischen Pferden bzw. Stieren auch nur einen Augenblick halten können. Zum anderen sieht man zu, wie junge Kälber gejagt, mit Lassos zu Fall gebracht, auf den Rücken geschmissen und an den Beinen gefesselt werden. Auch wenn sie sofort danach wieder entfesselt werden, ist dies sicherlich kein Vergnügen für die Tiere. Und auch der ein oder andere Stier hat deutlich gezeigt, was er davon hält, in der engen Box auf seinen Einsatz zu warten. Und Ihr werdet es nicht glauben, aber selbst hier wird nicht auf Werbepausen verzichtet. Und zwar läuft das so ab, dass ein Cowgirl auf Ihrem Pferd durch die Arena galoppiert, dabei eine Fahne, die das Logo der entsprechenden Marke zeigt, in der Hand hält und der Moderator – ebenfalls auf dem Pferd unterwegs – schön das zugehörige Werbesprüchchen aufsagt. Verrückt! 😂 Für uns steht auf jeden Fall fest: Einmal miterleben ist ok; für mehrere Besuche ist das nicht so unser Ding.
Am nächsten Morgen ging es dann weiter zu unserer zweiten Wild-West-Erfahrung. Als wir herausfanden, dass man in Wyoming auch ohne Waffenschein auf den Schießstand darf, wollten wir uns dies zumindest mal anschauen. Also fuhren wir zu Cody Firearms Experience. Und was soll ich sagen: Ja, wir haben es ausprobiert. 🫣 Aber ich kann Euch gar nicht sagen, wie aufgeregt ich war. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum ich tatsächlich getroffen habe und das auch noch so gut, dass unser Instruktor zu Micha sagte: „Just don‘t make her mad.“ Für mich ehrlich gesagt eine ambivalente Erfahrung: Einerseits hätte ich nie gedacht, dass ich einmal eine Waffe in der Hand halten und damit schießen würde – einfach weil so viel Schlimmes damit angerichtet werden kann & wird; andererseits war die Betreuung durch die Angestellten und v.a. durch unseren Instruktor (der die ganze Zeit neben einem steht und einem alles ausführlich zeigt/erklärt) super gut. Ich muss zugeben, dass ich nach dieser Erfahrung schon verstehen kann, wie man Faszination an diesem Sport finden kann. Es braucht unheimlich viel Geduld, Fokussierung und Ruhe.
Zurück auf dem Campingplatz lernten wir Melanie und Thorsten aus Gütersloh kennen, deren blauer Bulli mit dem deutschen Kennzeichen nur zwei Plätze weiter uns schon am Vortag aufgefallen ist. So schön, mal wieder mit Landsleuten zu sprechen – noch dazu mit zweien, die eine ähnliche Reise (und Route) wie wir machen – eben nur mit dem Bulli. Schade, dass es mit einem gemeinsamen Abendessen nicht geklappt hat – aber wer weiß, vielleicht fahren wir uns ja nochmal über den Weg.
Für den Nachmittag dieses Tages hatte Micha eine kleine Tour zum Offroadfahren geplant. Also fuhren wir auf dem Greybull Highway (US Hwy 14) zur McCullough Peaks OHV Staging Area und bogen dort in unbefestigtes Gelände ab. Eine schöne kleine Rundtour von ca. 40 Meilen (ca. 65 Kilometer), die an den McCullough Peaks vorbei führt und tolle Ausblicke in die Umgebung bietet. Allerdings sollte man hier das Wetter sehr gut im Auge behalten: Auch wenn das aufziehende Gewitter eine interessante Fotokulisse bietet, möchte man auf dieser Strecke bei Regen lieber nicht unterwegs sein. (Gott sei Dank bekamen wir nur ein paar Tropfen ab, als wir bereits wieder auf dem Highway waren.)
Da das Gewitter glücklicherweise ohne großen Regen vorbeizog, verbrachten wir den Abend in Cody. In der von Buffalo Bill 1896 gegründeten Stadt kann man definitiv auch heute noch etwas das Flair des Wilden Westens spüren. Und das nicht nur im Buffalo Bill Center of the West oder dem Old Trail Town, in dem Relikte aus der damaligen Zeit zusammengetragen sind; auch beim Schlendern durch die Stadt – bzw. deren Main Street – kann man das Wild-West-Feeling spüren.
Insgesamt eine wirklich tolle Gegend, die man auf dem Weg zum Yellowstone Nationalpark unserer Meinung nach auf keinen Fall auslassen sollte.