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Nadine

Liebt Live-Konzerte und ist gerne auch mal kreativ tätig (z.B. Amigurumis häkeln).
17. Juli 2023

West South Dakota – ein Traum für Motorradfahrer

Um vom Osten in den Westen South Dakotas zu gelangen, ging es wieder einmal viele hundert Meilen bzw. Kilometer schnurstracks geradeaus für uns. Dieses Mal wurden wir bei unserer Ankunft jedoch mit einer unglaublich schönen Landschaft – dem Badlands National Park – belohnt.

Da wir leider keinen freien Zeltplatz auf dem Campingplatz direkt am Nationalpark ergattern konnten, übernachteten wir auf dem Badlands / White River KOA Holiday bei Interior (nur ca. 10 Minuten vom Parkeingang entfernt). Auch wenn dieser Campingplatz eigentlich ganz schön ist, machten die extrem vielen Fliegen unseren Aufenthalt doch sehr ungemütlich; und daran konnten auch die kostenlosen Pancakes am Morgen nichts ändern. Anstatt in Ruhe draußen zu Abend zu essen und gemütlich am Feuer zu sitzen, verkrochen wir uns recht zügig in unser Zelt. Das hatte immerhin einen Vorteil: Wir hatten Zeit, um Bilder zu sortieren bzw. Blog zu schreiben. 😊

Dann gehen wir mal offroad fahren …

Den nächsten Tag nutzten wir für unsere erste Offroad-Erfahrung. Beim Check-in hatte ich gesehen, dass es in der Nähe einen Bereich gibt, in dem es erlaubt ist, mit Allrad-Fahrzeugen durch die Landschaft zu fahren. Also machten wir uns auf zur Baja Motorized Area – auch als Baja ORV Staging Area bekannt. Diese liegt südlich vom Badlands National Park am Highway 44 und ist wirklich sehr empfehlenswert!

Bei unserer Ankunft in der Baja Motorized Area haben wir allerdings nicht bedacht, dass das ziemlich heftige Gewitter in der Nacht zuvor vielleicht ein paar Spuren hinterlassen haben könnte (typischer Anfängerfehler 🙄) – und so landeten Micha & Gernot gleich mal im Schlamm. Das gab zwar gleich mal einen Dämpfer, aber mit vereinten Kräften und ein paar Anläufen konnten wir Gernot aus seiner misslichen Lage befreien. Gott sei Dank war Dreck das Einzige was dieser Sturz, wenn man es überhaupt so nennen kann, hinterließ.

Danach folgten wir den verschiedenen Trails auf, über und um die diversen Sand-/Lehmhügel. Eine wirkliche tolle Möglichkeit, um unsere Fahrerfahrung auf unbefestigtem Gelände zu vertiefen. An dieser Stelle geht nochmal ein herzliches Dankeschön an Thomas Weber – unseren Instruktor vom Enduropark Hechlingen – für die tolle Offroad-Vorbereitung! Das hat uns wirklich sehr geholfen (auch wenn am Ende dieses Ausflugs doch wieder mein Kupplungs- und mein Bremshebel dran glauben mussten 🫣).

Nach etwa 2,5 Stunden Spaß bei schönstem Sonnenschein machten wir uns lehm-verschmiert auf den Weg zurück zu unserem Campingplatz. Dort konnten wir zum Glück für Gernot & Gisi eine ausgiebige Dusche mit dem Gartenschlauch organisieren, um den Lehm einigermaßen wieder los zu werden. Micha’s Kombo hingegen musste sich mit der Dusche im Waschraum des Campingplatzes zufrieden geben. 😉

Wandern & Sundowner-Tour im Badlands National Park

Nach der Anstrengung tagsüber ließen wir es abends dann etwas ruhiger angehen. Vor Sonnenuntergang machten wir uns auf den Weg in den Park, der mit seinen 244.000 Hektar bestehend aus Prärie und verschiedenen Felsformationen zahlreiche Stationen bietet, an denen Micha sein Können als Fotograf erweitern konnte. Und so enstanden wundervolle Aufnahmen von Gernot & Gisi bei Sonnenuntergang 🤩. (Mehr Bilder findet Ihr wie immer in unserer Galerie.)

Für den Folgetag haben wir uns einen der vielen Wanderwege im Park – den sogenannten Notch Trail – ausgesucht. Mit ca. 1,5 Meilen eine schöne, kleine Wanderung durch zerklüftete Felsen, die auch ein klein bisschen Abenteuer mit sich bringt. Höhenangst sollte man zumindest nicht haben: Man klettert eine am oberen Ende ziemlich steile (aber machbare) Seiltreppe aus Holz hoch, geht auf schmalen Wegen auf den Felsen entlang und steht an den Aussichtspunkten sozusagen am Abgrund. Dafür wird man mit einer wirklich schönen Aussicht auf die Umgebung belohnt! Eine tolle Möglichkeit, wenn man nicht, wie wir, stundenlang in brütender Hitze wandern gehen möchte bzw. dies nicht gewohnt ist.

Am nächsten Tag stand leider schon unsere Weiterfahrt an. Nach der morgendlichen Pancake-Stärkung ging es zunächst entlang des Badlands Loop State Scenic Byway (SD 240), der weitere sehr viele Aussichtspunkte bereithält. Für die ca. 39 Meilen sollte man etwa 1 Stunde reine Fahrtzeit einplanen, was natürlich aufgrund der vielen Fotostopps absolut nicht ausreicht. Falls man nicht viel Zeit hat, sollte man auf jeden Fall einen Halt am Yellow Mounds Overlook einplanen. Der Anblick der gelb, orange und beige gestreiften Felsen in umgebendem grünen Gras ist einfach atemberaubend schön. Und wenn man Glück hat, kann man unterwegs ein chillendes Dickhorn-Schaf (Micha nennt es ein Steinbock)auf einem der Felsen und das ein oder andere Pronghorn am Wegesrand entdecken.

Es ist aber auch Vorsicht geboten: Eine Prärie-Klapperschlange ließ sich von den Menschen am Aussichtspunkt nicht abhalten in der Sonne zu baden; von ihr haben wir (im Gegensatz zu vielen anderen) kein Foto gemacht, sondern ihre Warnsignale wahrgenommen und einen großen Bogen um sie gemacht. (Daher haben wir von ihr auch kein Bild für Euch.) Dafür aber von den süßen, wilden Präriehunden und den Bisons, die wir auf unserer Weiterfahrt erleben konnten.

Vom Süden kommend bogen wir kurz nach dem letzten Aussichtspunkt auf der SD 240, dem Pinnacles Overlook, links auf die Sagecreek Rim Road ab. Hier beginnt der sogenannte Big Loop des Badlands National Park: Auf unbefestigter Straße führt diese schöne, kurvige und empfehlenswerte Strecke durch verschiedene Prärie-Typen bis zum Highway 44.

Sturgis zwar ohne Rallye, aber mit tollen Alternativen

Vom Highway 44 ging es dann für uns von einer wundervollen Umgebung zur nächsten. Durch den Black Hills National Forest fuhren wir nach Sturgis – DEM Mekka für Motorradfahrer in den USA. Hier kommen jedes Jahr im August tausende Biker – überwiegend Harley-Fahrer – aus allen Teilen der Welt zur Sturgis Motorcycle Rally zusammen und genießen das Beisammensein bei kostenlosen Konzerten und organisierten Ausfahrten durch die Black Hills.

Auch wenn wir drei Wochen zu früh dran waren, konnten wir den Spirit dieses Events bereits im Vorfeld spüren. Alles und Jede/r in Sturgis scheint eine Begeisterung für Motorräder zu haben. Woran ich das festmache?

  • Da wäre der berühmte Days End Campground, auf dem auch wir übernachtet haben und dessen Rezeption (eigentlich mehr ein Fan-Shop 😉) die Begeisterung der Eigentümer für Sturgis und Harleys widerspiegelt. Eigentlich ein ganz netter Platz, auch wenn die süßen freilaufenden Hasen unser Zeltseil durchgeknabbert haben.
  • Dann an den diversen Biker-Kneipen wie dem Iron Horse Saloon & Restaurant oder der The Knuckle Brewing Company, die für mich das typische Biker-Klischee – rockig & ein bisschen versifft, aber auch gemütlich & freundlich – repräsentieren, dabei aber wirklich gutes Essen & Bier bieten. Ich kann mir gut vorstellen, dass man hier am Rally-Wochenende eine gute Zeit verbringen kann. Ein bisschen wie der Ballermann der Harley-Fahrer. 🤣
  • Wirklich beeindruckend fand ich das Sturgis Motorcycle Museum, in dem es speziell angefertigte oder umgebaute Maschinen, die teils von Privatpersonen zur Verfügung gestellt werden, zu bestaunen gibt. Neben der Original-Maschine von Mickey Rourke aus Marlboro Man finden sich hier verschiedene wahnsinnig tolle Artefakte.
  • Und zuletzt an den zahlreichen Tattoo-Läden, an denen man beim Schlendern durch die Main Street vorbeikommt und die dass typische Biker-Klischee – Jeder Biker hat mindestens ein Tattoo – vervollständigen. Und in der Tat, bisher können wir diese Beobachtung nur bestätigen, wobei man sagen muss, dass es generell in Amerika deutlich mehr Menschen mit Tattos gibt. Oder vielleicht fallen sie auch eher auf, da man hier weniger (manchmal leider zu wenig und zu enge 🤭) Kleidung trägt …

Bitte nicht falsch verstehen. Es ist gar nicht negativ, sondern sogar positiv gemeint. Sturgis ist ein wirklich cooler Ort, dessen Besuch wir jedem Motorradfahrer und jeder Motorradfahrerin empfehlen. Und wenn man die Möglichkeit hat, dann sollte man die Rally auf jeden Fall erleben. Das ist sicherlich eine tolle Erfahrung.

Und falls es, wie bei uns, mit der Rally nicht klappt, dann ist Sturgis auf jeden Fall ein toller Ausgangspunkt für Tagestouren im Black Hills National Forest sowie dem angrenzenden Custer State Park. Wir haben uns für eine Rundtour von 164 Meilen (ca. 264 Kilometer) entschieden, die uns durch beide führte und die wir jedem nur empfehlen können:

  • Von Sturgis fuhren wir über Rapid City zum Mount Rushmore National Memorial. Definitiv ein Muss-Halt in dieser Region! Es ist wirklich sehr beeindruckend vor den schier riesigen, in Stein gehauenen Gesichtern von George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt and Abraham Lincoln zu stehen.
  • Weiter ging es über die 360 Grad-Kurven der Iron Mountain Road zum Custer State Park. Da wir die Bisons schon im Yellowstone National Park gesehen haben, ließen wir die Wildlife Loop Road diesmal aus und entschieden uns dafür auf den Needles Highway abzubiegen. Diesen Highway sollte wohl jede/r Motorradfahrer/in einmal gefahren sein. Es macht unglaublich viel Spaß auf der engen, windigen Straße durch die zerklüftete Felslandschaft zu fahren – ganz zu schweigen von der Durchfahrt des Needles Eye Tunnels. Bei dieser nur einspurig befahrbaren Engstelle kann es schon passieren, dass man bei der Einfahrt feststellt, dass einem ein Fahrzeug entgegenkommt und dann auf seinem Motorrad sitzend rückwärts trippeln muss. 🫣 Wie schön wäre da ein Rückwärtsgang. 🤭
  • Wer eine Abkühlung mag, sollte unbedingt eine Stopp (oder am besten einen mehrstündigen Bade-Aufenthalt) am Sylvan Lake (Bild unten) einplanen. Nur wenige Meilen nach dem Needle’s Eye führt der Highway unmittelbar am See vorbei und bietet damit ein weiteres Highlight auf dieser Route.
  • Nach diesen wirklich tollen Highlights an diesem Tag machten wir noch einen Abstecher zum Crazy Horse Memorial. Hierbei handelt es sich um eine Skulptur zu Ehren des Oglala-Lakota-Indianers Crazy Horse, die ebenfalls in den Berg gehauen wird und um ein Vielfaches größer als Mount Rushmore sein soll. Obwohl das Denkmal eigentlich schon seit 1978 (laut Schätzung des Künstlers 30 Jahre nach seinem Start) fertig sein sollte, befindet es sich bis heute in der Entstehung und ist daher in unseren Augen (noch) nicht so beeindruckend.
  • Von hier ging es dann für uns zurück nach Sturgis, wobei wir einen kurzen Halt am Pactola Lake einlegten und bei Merritt noch auf eine Gravel Road durch die Black Hills abbogen.

Auch wenn wir nach diesen tollen Erlebnissen gerne mehr Zeit in South Dakota verbracht hätten, hieß es für uns weiter gen Westen. Und so machten wir uns also auf den Weg nach Wyoming.

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